Karst

Karst
Kạrst1 〈m. 1; Geol.〉 Gebirge aus durchlässigen, wasserlöslichen Gesteinen (Kalk, Gips), die durch Oberflächen- u. Grundwasser ausgelaugt werden [<mhd., ahd. karst; vermutl. verwandt mit kehren „fegen“; → Karren1]
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Kạrst2 〈m. 1Breithacke, Hacke mit platten Zinken [<mhd., ahd. karst]

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1Kạrst, der; -[e]s, -e [spätmhd. karst, H. u.] (landsch., schweiz.):
[zweizinkige] Hacke zum Aufbrechen des Bodens.
2Kạrst, der; -[e]s, -e [nach der gleichnamigen Landschaft, einem Teil der Dinarischen Alpen] (Geol.):
durch Wasser ausgelaugte, an der Oberfläche meist kahle Gebirgslandschaft aus Kalkstein.

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I
Kạrst
 
[nach der gleichnamigen Landschaft] der, -(e)s/-e, Geomorphologie: Sammelname für Formen an und unter der Erdoberfläche, die auf Lösungsvorgänge (Korrosion) an oder in dafür geeigneten Gesteinen (Kalk, Dolomit, Gips, Steinsalz) zurückgehen. Die Lösung beruht in erster Linie auf der Einwirkung kohlensäurehaltigen Wassers, d. h. in der Umwandlung des Kalks (CaCO3) in Calciumhydrogencarbonat. An der Oberfläche herrscht Wasserarmut (Trockentäler), da das Wasser in Klüften und Schichten rasch versickert.
 
Die Entwässerung spielt sich weitgehend unterirdisch ab; die Wiederaustrittsstellen heißen Karstquellen (ihre Schüttung spiegelt den Niederschlagsablauf verzögert wider).
 
Der oberirdische Karst kann als regelrechte Steinwüste ausgebildet sein; dominierende Formen sind die Karren, die Dolinen (mit Größen bis 10 m Durchmesser Kleindolinen, bis 1,5 km und 300 m Tiefe Großdolinen; Einsturzdolinen bis 500 m tief) und die Uvala, die aus der Vereinigung mehrerer Dolinen entstehen, sowie als größte Karstform die Poljen, deren längliche bis ovale Becken mehrere Hundert km2 Größe erreichen können; ihre von den steilen Flanken scharf abgesetzten ebenen Sohlen sind von fruchtbarem Schwemmland oder Verwitterungsmaterial bedeckt und häufig die einzigen landwirtschaftlich nutzbaren Flächen im Karstland. Öfter finden sich hier - gespeist von Karstquellen oder Schneeschmelzwasser - ständig oder zeitweise Wasseransammlungen (Karstseen) und Poljenflüsse, die aus Spalten (Karstquellen) und Höhlen zutage treten, sich jedoch - wie alles Wasser im Karst bald in Flussschwinden (Ponoren, Katavothren, Schlundlöchern u. Ä.) verlieren.
 
Unterirdischer Karst:
 
Das versickernde Wasser folgt den durch Lösung erweiterten Klüften und Schichtfugen in die Tiefe und bildet dabei Karstschlote und Schachthöhlen (bis zu mehreren Hundert m tief). Höhlen, oft mit Tropfsteinbildung, liegen zum Teil unzugänglich im wassererfüllten Raum; wasserfreie Karsthöhlen sind z. B. Bärenhöhle, Eisriesenwelt. Das im Untergrund zirkulierende Wasser bildet oft ein weit verzweigtes System von Karstgerinnen, die verschieden hohe, oft unter Druck stehende Wasserspiegel, also kein einheitliches Karstwasserniveau, aufweisen. Wasserspeier können daher auch zeitweise als Wasserschlucker funktionieren (Estavelle). Das unterirdisch seitlich abfließende Wasser erzeugt baumförmige oder netzartige Höhlensysteme. Einheitliche größere Höhlenflüsse sind selten, der Durchfluss und Abfluss des unterirdischen Karstwassers geht im Allgemeinen langsam vor sich, jedoch mit 10 m (Hölloch, Schweiz) bis 500 m je Stunde (Bisistal, Schweiz) bedeutend schneller als beim Grundwasser.
 
Karstlandschaften:
 
Im nackten Karst bildet anstehendes Gestein die Oberfläche (Karrenfelder), eine Folge der klimatischen Ungunst (Hochgebirge; mediterranes, wechselfeuchtes Klima). Der bedeckte Karst liegt unter einer Boden- und Vegetationsdecke (Grünkarst), z. B. in der Schwäbisch-Fränkischen Alb, am Südrand von Harz und Kyffhäuser. Kegelkarst bildet sich in den Tropen (Java, Philippinen, Puerto Rico, Jamaika u. a.), Turmkarst in den sommerfeuchten Subtropen Südchinas und Nordvietnams, wo die wesentlich intensivere Korrosion die Karstkegel nahezu aufgezehrt hat. In Karstebenen haben sich als letzte Reste der ehemaligen Hochflächen einzelne Karstberge (Hum, z. B. im Popovopolje in Bulgarien) in oft bizarren Turm- und Kegelformen erhalten.
 
 
Jahreshefte für K.- u. Höhlenkunde (1960-69);
 K.-H. Pfeffer: K.-Morphologie (1978);
 A. Bögli: K.-Hydrographie u. phys. Speläologie (1978);
 
Problems in karst environments, hg. v. M. Sweeting (Berlin 1979);
 
Guide to the hydrology of carbonate rocks, hg. v. P. E. LaMoreaux u. a. (Paris 1984);
 
Paleokarst, hg, v. N. P. James u. a. (New York 1988).
 
II
Karst,
 
mehrzinkiges Hackgerät mit kurzem Stiel, u. a. zum Ernten der Kartoffeln, v. a. aber (zweizinkig) schon von den Römern gebrauchtes (lateinisch bidens), früher wichtigstes Winzergerät zum Auflockern des Bodens und Beseitigen des Unkrauts; heute fast nur noch im Gartenbau verwendet.
 
III
Kạrst,
 
slowenisch und serbokroatisch Krạs, italienisch Cạrso, die meist waldlose Kalkhochfläche östlich des Golfs von Triest, in Slowien und Kroatien sowie Italien; im weiteren Sinn zusammenfassende Bezeichnung für Kalkhochflächen und -gebirgsgruppen.
 

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1Kạrst, der; -[e]s, -e [spätmhd. karst, H. u.] (landsch., schweiz.): [zweizinkige] Hacke zum Aufbrechen des Bodens.
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2Kạrst, der; -[e]s, -e [nach der gleichnamigen Landschaft, einem Teil der Dinarischen Alpen] (Geol.): durch Wasser ausgelaugte, an der Oberfläche meist kahle Gebirgslandschaft aus Kalkstein.

Universal-Lexikon. 2012.

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